Nachhaltiger leben und plastikfrei konsumieren – immer mehr Menschen wollen das, sind aber schon beim Gedanken an die Umsetzung überfordert. Wie soll das gehen? Ist das nicht irre anstrengend und dann auch noch teuer? Und überhaupt, wie soll man das im stressigen Alltag auch noch hinkriegen? Viele geben auf, bevor sie überhaupt angefangen haben oder verschieben das Ganze auf morgen. Wie schön, dass es Menschen wie Heidi Triska gibt, die erfrischend undogmatisch und ohne moralischen Zeigefinger an das Thema herangeht. Nach 17 Jahren als Angestellte im Verlagswesen hat sie im März 2019 in München den Laden „abgefüllt & unverpackt“ eröffnet. Hier verkauft sie ökologisch hergestellte Produkte für Haushalt und Körperpflege und schöne Dinge wie Taschen, Decken, Geschirrtücher oder Flip Flops aus recycelten Materialien. Der kleine Laden in der Fraunhoferstraße ist so unprätentiös und sympathisch wie Heidi selbst. Schließlich soll nachhaltig leben kein neues „Lifestyle-Ding“ für besser Verdienende und Privilegierte sein, findet sie.
serendipitymag: Immer mehr Menschen wollen plastikfrei und nachhaltiger leben, kriegen es aber einfach nicht hin. Was würdest du ihnen raten?
Heidi Triska: Es ist gar nicht so kompliziert wie man denkt. Ich möchte nicht, dass sich die Leute unter Druck gesetzt fühlen und deshalb sage ich immer: Plastik reduzieren kann Spaß machen! Und außerdem: Nicht sofort alles richtig machen wollen, sondern erstmal mit einer Sache anfangen. Zum Beispiel mit Spülmittel und flüssiger Handseife, die man sich bei mir einfach abfüllen lassen kann. Hat man das einmal gemacht, kommt es einem plötzlich absurd vor, dass man vorher jedes Mal eine Plastikflasche gekauft hat. Als nächstes kann man mit Körperpflege weitermachen. Warum soll man sich alle paar Wochen Duschgel in einer Plastikflasche kaufen, wenn es hochwertige unverpackte Naturseifen gibt, die noch dazu keine Silikone oder Mikroplastik enthalten und deshalb auch viel besser für die Haut sind? Oder Trinkhalme aus Glas. Wer sie einmal benutzt hat, will keine Strohhalme aus Plastik mehr.
SM: Was viele Leute daran hindert umzusteigen ist häufig auch der Kostenfaktor. Die Leute glauben, dass nachhaltig leben zu teuer ist.
HT: Dieser Punkt ist mir sehr wichtig. Ich will nicht, dass sich unverpackt einkaufen nur Gutverdiener leisten können. Deshalb biete ich viele Artikel an, wie z.B. Putz- Spül- und Waschmittel, die nicht teurer als im Drogeriemarkt sind. Auch bei den Körperpflegeprodukten sind die Preise vergleichbar und rechnen sich. Und tatsächlich wundern sich viele meiner Neukunden, dass meine Artikel gar nicht teuer sind.
SM: Mal angenommen, ich habe die ersten Schritte gemacht. Was bringt mich dazu, dabei zu bleiben?
HT: Das Wichtigste ist: Die Produkte müssen funktionieren. Was habe ich zum Beispiel von einer Haarspülung die zwar ökologisch ist aber meine Haare stumpf macht? Wenn ich dagegen feststelle, dass meine Haare viel gesünder aussehen und anfangen zu glänzen, dann kaufe ich die Spülung wieder. Nur Produkte, die funktionieren werden wieder gekauft und überzeugen auf lange Sicht. Deshalb habe ich genau diesen Anspruch an meine Produkte: Sie müssen funktionieren. Das zweite weshalb Kunden dabei bleiben ist, weil sie merken: Wir als Kunden können ja wirklich was verändern! Zuletzt sind nämlich wir es, die bestimmen was auf dem Markt ist. Denn was nicht mehr gekauft wird, verschwindet irgendwann vom Markt. Das ist dann schon ein sehr positives Gefühl, vor allem wenn es um Plastik geht. www.aundu.net
Übrigens: Heidi Triska ist ganz nebenbei auch noch Sängerin des Folk-Duos „Triska“ und der Indie-Pop-Band „Cat Sun Flower“.