Staycation
Voyage, voyage

Kann man eigentlich Heimweh haben, obwohl man zu Hause ist? Ja, nach Orten an denen man sich genauso zu Hause fühlt. Oder vielleicht sogar ein bisschen mehr. Am liebsten würde man sofort seine Sachen packen und hinfahren. Aber was, wenn das nicht geht? Wenn man nicht wie sonst einfach weg kann? Warum nicht einfach Urlaub nehmen und dann so leben, als wäre man doch weggefahren… Also quasi weg sein ohne weg zu sein. Und die Dinge machen, die man da macht wo man gerne wäre. Schwimmen gehen und essen worauf man Lust hat zum Beispiel. Zu lange in der Sonne liegen. Jeden Tag grillen. Ein bisschen unordentlich sein. Immer nach Sonnencreme riechen. Die Zeit vergessen und so tun als wäre man in … Frankreich

Baguette holen

Direkt nach dem Aufstehen durch die Morgenluft schlendern und Baguette holen. Gerne auch noch leicht verschlafen und so wie man ist (es fällt keinem auf, die anderen sind’s auch). Das Baguette ohne Papier drum herum unter den Arm klemmen und auf dem Rückweg ein Stück abbeißen. Das Gleiche mittags und abends wiederholen, falls man Lust und Hunger hat.

Fast wie barfuss (= ‚pieds nus’)

Espandrilles tragen

Die Lieblingsschuhe der baskischen und französischen Fischer. Und für uns die einzigen, die man im Sommer außer flachen Sandalen auch noch braucht. Weil man so lässig rein- und rausschlüpfen kann.

Auf dem Markt einkaufen gehen

Mit einer möglichst großen Korbtasche aus Seegras zum Markt flanieren und frische Sachen kaufen. Oliven, Melonen, Pfirsiche, Tomaten, Zucchini, Kräuter. Und natürlich traditionellen französischen Käse (Mon dieu, ich kann mich gar nicht entscheiden!). Vielleicht noch einen Fisch zum Grillen? Oder eine Paté? Ach ja, und Baguette, das ist ja auch schon wieder alle…

Beim Anstoßen ‚Santé’ sagen

In französische Magazine abtauchen

… und sich inspirieren lassen. Ein buntes Strandtuch als Tischdecke oder lieber ein weißes Leinentuch? Ein paar Zweige Rosmarin statt Blumenstrauß? Eine Bast-Tasche als Zeitungskorb? Eine leere Austernschale für ‚Fleur de Sel’? Eine originale Pastis-Karaffe vom Flohmarkt? Am liebsten: Alles. (Unsere Liebingsmagazine: Côté Ouest, www.cotemaison.fr und DIM DAM DOM, dimdamdom.thegoodhub.com)

Lieblingsplatz (= ‚lieu favori’)

Jeden Tag T-Shirt, jeans und Sandalen anziehen

Warum hab ich eigentlich so viele Klamotten? Ich zieh ja sowieso jeden Tag das gleiche an: Jeans, weißes T-Shirt und Tropéziennes. Und die Sonnenbrille, auch wenn’s bewölkt ist. Aber trotzdem gut, dass da noch das schwarze Sommerkleid ist.

Gute Freunden zum Apéro treffen

Am besten wenn es schon Abend, aber noch richtig schön warm ist. Ein Pastis auf Eis, klassisch mit stillem Wasser. Dazu: gemischte salzige Nüsse, Oliven und Cracker mit Algenpaste. (Vor dem Abendessen zum Apéro treffen ist typisch französisch. Aber nicht zu lange bleiben, das ist sehr unfranzösisch. Außer man ist noch zum Abendessen eingeladen natürlich.)

Ein Buch lesen

Wenn der französische Sommer ein Buch wäre, dann dieses hier: ‚Bonjour Tristesse’ von Francoise Sagan. Flirrend, lebendig und ein Hauch melancholisch. Also genau so wie Ferien in Frankreich. (Auch gut und sehr französisch: „Memoiren eines Sohnes aus schlechtem Hause“ von Frédéric Beigbeder, Lebemann und enfant terrible der französischen Literaturszene.)

STAYCATION-TIPP:
(Meeresrauschen übers Handy und einfach
in den blauen Himmel gucken …)

Ein Opinel benutzen

Käse, Obst, Baguette … mit einem Opinel, dem typisch französischen Taschenmesser geschnitten schmeckt alles gleich ein bisschen französischer. Oder ist das jetzt Einbildung? Egal. Hauptsache es schmeckt nach Frankreich-Urlaub. (Sehr schön: das ‚Olivier’ aus dunklem Olivenholz)

‚Pas de soucis, ça marche!’

Ein französisches Mantra haben

Zum Beispiel: Pas de soucis, ça marche! Heißt so viel wie ‚Mach dir keine Sorgen, das klappt schon’ oder ‚Kein Problem, das geht klar!’ Man sagt es gerne zum Abschied, wenn man gerade was abgesprochen hat. Und tatsächlich: es funktioniert! Vielleicht, weil man so gut gelaunt auseinander geht.

Fotos: Katja Wohnrath, Text: Annette Kristin